Kattegat-Skagerrak-Törn 2012 – von Stettin bis Oslo
Der folgende Bericht wurde uns von Roswitha Zellmer und Manfred Eichert zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns dafür ganz herzlich. Das Rentnerehepaar ging mit seiner SY MAROS im Mai 2012 auf einen viermonatigen Ostsee-Segeltörn.
Törnbericht von Roswitha Zellmer und Manfred Eichert - SY MAROS auf Ostseetörn (23. Mai - 20. September 2012)
Ein Törn mit 1318 Seemeilen durch 4 Länder: Stettin – Kopenhagen – schwedische Westküste – Koster-Inseln – Oslo-Fjord – Killingen/Oslo – und zurück bis Berlin
Gründliche Törnvorbereitung wie immer
Skipper und Bordfrau (Foto: (Foto: SY MAROS Zellmer / Eichert)Unter dem Motto "Segeln, Erleben und Verweilen" sollte die Reise 2012 angegangen werden. Im Vergleich zum Vorjahr, wo wir die Ostsee mit 8 Ländern und gesamt 1.852 Seemeilen und gesegelten 1.315 Seemeilen rundeten, wollten wir nunmehr kürzere Schläge und weniger stressige Seetage einplanen. Wir, das sind Skipper Manfred Eichert (71) und Bordfrau Roswitha Zellmer (66) waren frohen Mutes und erlebnisbereit. Mit unserer „Eierschale" einer Sirius 24 - zwar ein kleines Boot, aber durchaus für Küstengewässer-Fahrten geeignet.
Die technischen Daten:
- Baujahr 1979
- Bootslänge 7,20 m
- Tiefgang 1,20 m
- Segelfläche 30 m2
- 7 PS Volvo Saildrive Motor
Weitere Ausrüstung wie automatische Pinnensteuerung, GPS Garmin, 6 Automatik-Rettungswesten, Sicherheitsgurte, sämtliches Kartenmaterial Kattegat/Skagerrak und der norwegische Küste befanden sich an Bord. Das Boot lag über Winter in Stettin. Der Motor wurde grundüberholt. Wir waren somit optimal vorbereitet und seeklar.
Die Reise startete am 23. Mai 2012 in Stettin. Unser Ziel waren die Schären der schwedischen Westküste und die Koster-Inseln, oder auch weiter in den Oslo-Fjord bis Oslo.
Stettin - Kopenhagen (DK) - Göteborg (SE)
Im Söte-Kanal (Foto: SY MAROS Zellmer / Eichert)Nach Motortest und Segeltrimm ging es - wie üblich in Tagesstrecken von ca. 20 - 30 Seemeilien - über Ziegenort (PL), durchs Stettiner Haff, Freest, Stralsund, Kloster/Hiddensee, Klintholm (DK), Rödvig (DK) nach Kopenhagen (DK).
Oft mussten Hafentage wegen Starkwind eingelegt werden, dies betraf im Grunde die gesamte Reise. In Kopenhagen lagen wir in Christianshavn im Stadtzentrum sehr sicher und hatten demzufolge ein großes Besichtigungsprogramm. Bemerkenswert war ein nächtlicher Alptraum, der mich aus der Koje warf. Hatte wohl von schweren Stürmen im Kattegat geträumt. Dem war aber nicht so.
Nach Gilleleje (DK) wurden die Häfen Falkenberg (SE), Varberg (SE), Gottskär (SE) und Göteborg (SE) problemlos angelaufen. In Göteborg legten wir einige Ruhetage wegen Wetter-Verschlechterung ein, was uns sehr entgegen kam, um die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten zu erleben. Lilla Bommen ist ein teurer Hafen, hat wenig Service zu bieten (alle 10 Minuten brach die Stromversorgung zusammen und keiner zeigte sich dafür zuständig, WC und Toiletten waren ab 20.00 Uhr geschlossen). Dann genießt man halt die Zweisamkeit bei Kerzenschein, geht auch, insbesondere wegen der Romantik.
Schärenfahrt bis Strömstad (SE)
Nun hatten wir die schwedischen Schären vor uns und den nächsten Hafen Marstrand, wo wir das Mittsommer-Fest miterlebten. Leider war der Tag verregnet und nicht so emotional wie im letztem Jahr das Folklorefest in Nidden auf der Kurischen Nehrung mit der überschwänglichen Begeisterung der dortigen Bewohner, die uns faszinierte. Vielleicht war das miese regnerische Wetter an diesem Tag der Auslöser für die Zurückhaltung der Schweden.
Da ich ohne Kartenplotter navigiere, muss ich mich auf wichtige Wegepunkte konzentrieren und diese vor Antritt im GPS und Karte eingeben. Das verlangt äußerste Konzentration, wurde aber von mir sicher gelöst. Außerdem hatte die Bordfrau ein Auge auf meine Eintragungen und monierte, wenn notwendig.
Von Marstrand sind wir über Uddevalla, Lysekil - wo wir durch Starkwind im Hafen unsere Bug-Positionslaterne verloren (liegt jetzt im Hafenbecken) - über Kungshamn, Hunnebostrand, Fjällbacka (Ingrid Bergmann Gedenksäule, Oldtimer Rallye), Grebbestad (Hochburg der Schalenkrusten und Garnelen) in Strömstad (SE) ohne weitere Verluste angekommen.
In den Sommermonaten herrscht hier viel Trubel, weil der Hafen überwiegend von Norwegern besucht wird, die ihre Versorgung und Vorräte sicher stellen. Strömstad ist naher Grenzort zu Norwegen, Touristenstadt, Fährhafen und beliebt bei den Bootseignern und deren Besatzungen. Von Strömstad ist es nur ein Katzensprung zu den Koster-Inseln (ca. 5 Seemeilen).
Koster-Inseln – Oslo-Fjord – Killingen – Bygdoy - Oslo
Insel Killingen - der Liegeplatz vor Oslo (Foto: SY MAROS Zellmer / Eichert)Wir wären an dieser Inselgruppe im Norden Schwedens vorbei gesegelt, wenn wir nicht vorher zufällig in der Yacht einen interessanten Artikel über die Koster-Inseln als Geheimtipp für Segler gelesen hätten. Meine Bordfrau war sofort begeistert. Von nun an wurde Koster als Reiseziel bewusst wahrgenommen.
Wir segelten also die kurze Strecke zur Inselgruppe und machten in Kostersundet auf Nord-Koster fest. 5 Tage lagen wir gut vertäut am Kopfsteg und genossen das Naturreservat durch Fuß- und Radwanderungen. Eine reine Urlaubsinsel mit ständigen Fährverkehr nach Strömstad.
Die vielen Eindrücke und gewonnenen Erkenntnisse, waren der Höhepunkt unserer Reise. Nach den Erholungen auf Koster ging es weiter mit Nordkurs in den Oslo-Fjord hinein über Oscarsborg zur Insel Killingen (kleine Insel vor Bygdoy), weil wir vorher einen Tipp von der SY „KIPPEL DREE" für einen günstigen Liegeplatz erhalten hatten. Dort auf dem Werftgelände von Herrn Wang waren wir sicher aufgehoben.
Von Killingen aus war Oslo in 20 Minuten per Bus- oder Bootsfahrt problemlos zu erreichen. Unser umfangreiches Oslo-Programm mit Besuch der Neuen Oper, Stadterkundung, Schloßbesichtigung, Museumsinsel Bygdoy, Hafen, National-Museum etc. war beeindruckend und sehenswert; mit einem Wort Oslo war „Spitze".
Rücktour nach Berlin
Die Rückfahrt der SY MAROS erfolgte über Häfen: Son (NO), Naturhafen Vikershamn (NO), Strömstad (SE), Grebbestad (SE), Fjällbacka (SE), Kungshamn (SE), Möllesund (SE) , Marstrand (SE), Läsö (DK), Anholt (DK), Ebeltoft (DK), Langör/Samsö (DK), Großer Belt, Kehrteminde (DK), Insel Omö (DK), Smalands-Fahrwasser, Vordingborg (DK), Hesnäs/Falster (DK), Kloster/Hiddensee, Seedorf/Rügen, Wolgast, Mönkebude, Stettin (PL) - wo der Mast gelegt wurde, Schwedt, Marienwerder nach Berlin zum Heimathafen beim Segelclub SCF.
Skipper und Bordfrau waren glücklich zurück und gingen unbeschadet von Bord.
Fazit der Reise
Ende der Reise (Foto: SY MAROS Zellmer / Eichert)Obwohl häufig viel Wind und unangenehme Nachtkälte auftraten, war es eine erlebnisreiche Seereise. Sie dauerte vom 23.Mai bis zum 20. September 2012 mit insgesamt 120 Tagen, wobei eine Gesamtstrecke von 1.318 Seemeilen zurückgelegt wurde davon 859 Seemeilen unter Segel. Bei 60 Segel- und gleicher Anzahl Hafentage wurden 42 Häfen angelaufen.
Unsere Reise verlief problemlos, bis auf zwei Grundberührungen (einmal Stein bei Strömstad, einmal Sand bei Langör). Bei der Steinberührung gab es einen lauten Knall, so dass wir dachten, das Schiff ist explodiert. Im Kopf hatten wir noch ein ausgebranntes Schiff, welches die Seenotrettung am Vortag in die Marina Strömstad geschleppt hatte. Aber, oh Wunder, das Schiff lief einfach weiter, nur die Bordfrau wurde im hohen Bogen vom Cockpit in die Kajüte geschleudert. Ergebnis: Verstauchte Hand und blaue Flecken bei der Bordfrau, aber kein Wassereinbruch beim Schiff. Die Reise konnte weitergehen.
Die MAROS als kleines Boot und ohne besondere navigatorische Ausrüstung hat eine Super-Reise vollbracht.
(Roswitha Zellmer und Manfred Eichert - veröffentlicht auf www.ostsee-portal.info)