Typisch deutsch: Der Strandkorb - Allwettersitzmöbel für den Strand von einfach bis komfortabel
Typisch deutsch - Der Strandkorb (Foto: Holger Eichhorn)Der Strandkorb - das Allwettersitzmöbel für den Strand - ist so typisch deutsch, dass er von Deutschlands Stränden nicht mehr wegzudenken ist.
„Mein Arbeitsplatz, der herrlichste, den ich kenne, liegt einsam. Aber wäre er auch belebter, das isolierende Getöse der Brandung, die schützenden Seitenwände des Strandkorbes, dieses von jung auf vertrauten und eigentümlich bergenden Sitzhäuschens, würden keine Störung aufkommen lassen. Geliebte, unvergleichlich befriedigende und angemessene Situation, welche mein Leben gesetzmäßig immer wieder herbeiführt!" schrieb Kurt Tucholsky 1922. Auch Thomas Mann wählte den Strandkorb als seinen Arbeitsplatz. In den dreißiger Jahren schrieb er in Nidden auf der Kurischen Nehrung in dem „Sitzhäuschen" einen Teil von „Joseph und seine Brüder".
Wir verbinden mit Deutschlands Strand-Möbelstück Nr. 1 Sommer, Sonne, ein Tag am Strand, ein gutes Buch, Picknick – eben halt Urlaub. Der Strandkorb gehört zur deutschen Kultur seit 1882, als er von Wilhelm Bartelmann erfunden wurde. Seitdem bevölkert er die deutsche Nord- und Ostseeküste, und man schätzt den Bestand auf ca. 70000 Körbe und mehr.
2007 wurde der Strandkorb 125 Jahre alt. Überwiegend wird der kaiserliche Hofkorbmachermeister Wilhelm Bartelmann aus Warnemünde als Erfinder des Strandkorbes genannt. Nach den Wünschen von Elfriede Maltzahn entwarf und stellte Herr Bartelmann den Prototypen des Strandkorbes als Einsitzer her – eine Art aufrecht gestellter Wäschekorb mit einem quer eingelegten Brett zum Sitzen. Frau Maltzahn – auch der Name steht nicht eindeutig fest – hatte Rheuma, und da sie ihren Lieblingsort Strand nicht missen wollte, benötigte sie eine vor Sonne und Wind schützende Sitzgelegenheit. Die Idee fand Anhänger und bereits im Jahr 1883 gab es die erste Strandkorbvermietung in der Nähe des Warnemünder Leuchtturms. Herr Bartelmann meldete kein Patent an, und so konnte er auch nicht reich werden, als in den zwanziger Jahren der Strandkorb die deutschen Strände eroberte.
Die Strandkorbhersteller fertigen für uns heute weitaus komfortablere Versionen, als es damals Herr Bartelmann für Frau Maltzahn tat, doch die Produktion erfolgt noch immer in Handarbeit. Einsitzer, Zweisitzer, Halblieger, Ganzlieger, gepolsterte Sitz- und Liegeflächen, mit ausfahrbaren Fußstützen, mit Kühlfach, mit Licht, Radio oder Sitzheizungen, für Kinder, für Hunde, für Puppen, einen XXL-Strandkorb für G8-Politiker - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, und alle Wünsche werden erfüllt. Hergestellt werden sie in der eckigen Nordseeform und der runden Ostseeform.
Der XXL-Strandkorb wurde vom Usedomer Strandkorbmacher Mathias Fromholz für die Politiker des G8-Gipfels angefertigt. In dem Modell mit superlativen Ausmaßen – bestehend aus drei Segmenten von 2,20 Meter Höhe und 2,00 Meter Breite - nahmen die Staatschefs der G8-Länder und der EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso vor dem Kempinski Tagungshotel in Heiligendamm Platz. Mehr als zwei Kilometer Flechtband, ein Kubikmeter Holz und 35 Quadratmeter Stoff wurden für die Exklusivanfertigung in 200 Arbeitsstunden verarbeitet.